Es gibt zwei Hauptarten von Tusche: die "Ölrußtusche", die durch das Verbrennen von Rapsöl, Sesamöl oder Paulownienöl entsteht, wobei der Ruß gesammelt wird, und die "Kiefernrußtusche", die durch das Verbrennen von Kiefernharz gewonnen wird. In jüngerer Zeit gibt es auch Tuschen, die aus mineralischem Ruß hergestellt werden.
Unter diesen gilt die "Ölrußtusche" als besonders hochwertig – sie zeichnet sich durch feine Partikel, tiefschwarze Farbe und starken Glanz aus. Sie entstand in der Muromachi-Zeit im Nikadai-Halle des Todaiji-Tempels, wo Ruß aus den Tempellampen mit Leim vermischt wurde, um Tusche herzustellen.
In unserem Garten bewahren wir diese hochwertige Ölrußtusche mit geheimen Techniken, die seit Generationen weitergegeben werden.
Die Kunsthandwerker von Kobaien gießen reines Pflanzenöl in ein abgedecktes Tongefäß. In diesem befindet
sich ein Docht aus Binsen, der entzündet wird. Der dabei entstehende Ruß lagert sich an der Innenseite des
Deckels ab und wird sorgfältig gesammelt. Damit sich der Ruß gleichmäßig verteilt und keine Ungleichgewichte
entstehen, muss das Gefäß alle 20 Minuten gedreht werden.
Feine natürliche Gelatine wird nach und nach in 70 °C heißem Wasser aufgelöst – in einem Kupferkessel namens
Tampo, der etwa 30 cm tief ist.
Anschließend vermengen die Kunsthandwerker von Kobaien die Hauptbestandteile - Ruß und Gelatine - vorsichtig
im Verhältnis 100:60. Sobald die Mischung tiefschwarz zu glänzen beginnt, werden Duftstoffe hinzugefügt.
Das Kneten spielt dabei eine entscheidende Rolle für die spätere Qualität des Tuscheblocks.
Die Tuscheformen bestehen aus fein geschnitztem Birnbaumholz, das mit Schriftzeichen und Mustern verziert ist.
Eine Form fasst etwa 15 g fertige Tusche – es werden jedoch rund 25 g feuchte Tusche eingefüllt, da sie beim
Trocknen schrumpft.
Die Mischung aus Ruß, Gelatinelösung und Duftstoffen wird von Hand geknetet, bis sie glänzt, und anschließend
vorsichtig in die Holzformen gedrückt.
Am ersten Tag werden die Sumi-Tuscheblöcke aus den Holzformen genommen und in feuchte Holzasche gelegt. Ab
dem zweiten Tag ersetzen die Kunsthandwerker die Asche schrittweise täglich durch trockenere, um den
Tuscheblöcken nach und nach die Feuchtigkeit zu entziehen. Dieser Prozess dauert etwa eine Woche bei kleinen
Stücken und rund 30 bis 40 Tage bei größeren.

Nach der Aschentrocknung wurden etwa 70% der Feuchtigkeit aus den Sumi-Tuscheblöcken entfernt. Anschließend
werden sie an Stroh aufgehängt und im Innenraum weiter getrocknet. Dieser Vorgang dauert in der Regel ein
bis sechs Monate.
Nach der natürlichen Trocknung wird jede Tusche einzeln mit Wasser gewaschen, um Ascherückstände zu entfernen.
Anschließend wird eine Art "Make-up"-Finish aufgetragen. Je nach Produkt wird die Oberfläche zusätzlich über
Holzkohle leicht erwärmt und mit Muschelschalen sorgfältig poliert, um den Glanz hervorzuheben.

Die polierte Tusche wird drei Tage bis eine Woche lang luftgetrocknet, um eventuelle Restfeuchtigkeit vom
Waschen zu entfernen. Danach wird sie mit Goldpulver, Silberpulver oder anderen Pigmenten farblich veredelt.
| Kanji | Übersetzung | Bedeutung |
|---|---|---|
| 墨 | Tusche / Tuschestein | Feste Tusche aus Ruß und Leim, traditionell per Hand hergestellt. |
| 墨汁 | Flüssigtusche | Gebrauchsfertige Tusche, bereits mit Wasser gemischt. |
| 油煙 | Ölruß | Ruß aus verbrannten pflanzlichen Ölen (z. B. Sesam-, Rapsöl), ergibt tiefschwarze, glänzende Tusche. |
| 松煙 | Kiefernruß | Ruß aus Kiefernharz, erzeugt eine weiche, blaugraue Tusche. |
| 膠 | Tierischer Leim / Gelatine | Bindemittel aus Tierknochen oder Haut, wird mit dem Ruß vermengt. |
| 灰干し | Aschentrocknung | Trocknungsmethode mit feuchter und trockener Holzasche. |
| 天日干し | Natürliche Trocknung | Langsame Trocknung durch Aufhängen im Innenraum. |
| 練り | Kneten | Intensives Kneten der Ruß-Gelatine-Mischung für gleichmäßige Konsistenz. |
| 型 | Form / Gussform | Holzform (oft aus Birnbaum), in die die Masse gepresst wird. |
| 香料 | Duftstoff | Pflanzliche Aromen wie Adlerholz oder Sandelholz, die dem Tuschestein zugesetzt werden. |
| 装飾 | Verzierung / Dekoration | Künstlerische Gestaltung des Tuschesteins, z. B. mit Gold oder Reliefs. |
| 磨き | Politur | Glättung und Glanzveredelung der Tuscheoberfläche, oft mit Muschelschale. |
| 書道 | Kalligrafie | Die Kunst des Schreibens mit Tusche und Pinsel. |
| 文房四宝 | Vier Schätze des Gelehrtenzimmers | Pinsel, Tusche, Reibstein und Papier – Grundausstattung für Kalligrafie. |
| Kanji | Übersetzung | Bedeutung |
|---|---|---|
| – | Tampo-Kessel / Kupferkessel | Tiefer Kupferbehälter (ca. 30 cm), in dem Gelatine bei ca. 70 °C langsam aufgelöst wird. |
| 土器 | Tongefäß | Irdene Töpfe mit Docht, in denen Öl verbrannt wird, um Ruß zu erzeugen. |
| 灯芯 | Lampendocht / Docht aus Binsen | Docht aus Pflanzenfasern (meist Binsen), zur kontrollierten Verbrennung von Öl. |
| 蓋 | Deckel | Der abgedeckte Bereich, an dem sich der Ruß sammelt. |
| 筵 | Strohmatte / Strohbündel | Wird verwendet, um die Tuschesteine zur Lufttrocknung aufzuhängen. |
| 貝殻 | Muschelschale | Wird zum Polieren der Tusche verwendet, um einen natürlichen Glanz zu erzielen. |
| 窯 | Brennofen | Wird manchmal verwendet, um die Oberfläche zu brennen und zu härten (für spezielle Veredelungen). |